Kolumne vom Januar 2011

Für uns Schweizerinnen und Schweizer ist die Pressefreiheit so selbstverständlich wie die Tatsache, dass der SCB und Davos in den Eishockey Playoffs spielen. Leider ist dies in weiten Teilen der Welt nicht so. Die Pressefreiheit ist ein nicht zu unterschätzendes Gut unserer Zeit. Auf der soeben publizierten "Rangliste der Pressefreiheit 2010", der Organisation Reporter ohne Grenzen, figurieren auch unsere Nachbarländer Frankreich, Platz 44 und Italien, Platz 50 beschämend weit hinten. Diese Tatsachen stimmen mich nachdenklich. Genau so wie die Tatsache, dass in Ungarn ein neues Mediengesetz verabschiedet wurde, welches die Pressefreiheit massiv einschränken soll. Diese Länder sind nicht irgendwo am Ende der Meere, sondern in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, mitten in Europa zu Beginn des Jahres 2011.

Auf der gleichen Homepage lesen wir, dass sich zur Zeit 166 Journalistinnen und Journalisten weltweit in Gefängnissen befinden. Über die 166 Medienschaffenden wird ganz selten berichtet. Die Detailliste zeigt auf, dass die Hitparade der Länder von China, Eritrea und Burma angeführt wird. Alles Länder die für ihre diktatorischen Regimes und die Unterdrückung der Menschenrechte bekannt sind. Selbstverständlich und logisch, wollen diese Länder auch keine freie Presse, aber uns muss es betroffen machen, wenn Mensch, die Informationen weitergeben und kritisch hinterfragen für ein Foto oder einen Text über Jahre in Gefangenschaft verbringen müssen. Letztendlich liefern sie uns die Informationen aus denen wir unser Bild über fremde Länder und Kulturen formen.

Mutige Journalistinnen und Journalisten sitzen in der ganzen Welt in Gefängnissen weil sie mit Wort und/oder Bild Unrecht angeprangert haben, für sie leider in Ländern ohne Pressefreiheit. Wir sitzen dabei mit einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch, hören und lesen die Information und sind uns in den wenigsten Momenten bewusst, was das für den Korrespondenten oder die Fotografin gerade bedeutet.

Gerade in Ländern, welche die Freiheit der Medien mit Füssen treten, haben Internetplattformen wie Wikileeds aber auch die vielen übrigen virtuellen Möglichkeiten eine ganz grosse Bedeutung. Aber aus meiner Sicht sind sie kein Ersatz für professionellen und verantwortungsvollen Journalismus.

Die Presse nimmt aus meiner Sicht eine wichtige Kontrollfunktion gegenüber staatlichen Instanzen wahr. Eine freie Presse muss und darf kritisch hinterfragen, Entscheide kommentieren und verantwortliche Entscheidträgerinnen beim Namen nennen. Allerdings muss sich die Presse in solchen Situationen auch ihrer Macht und Verantwortung bewusst sein. Verantwortungsvolle Medienschaffende sind sich dessen bewusst und stehen auch mit ihrem Namen für die gemachten Aussagen gerade.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass sich auch in der Schweiz nicht immer alle Medienschaffenden ihrer Verantwortung und ihrer Macht bewusst sind. Ganz besonders ärgerlich ist dann, wenn entsprechend kritische Leserbrief nicht publiziert werden. Besonders bedauerlich ist in diesem Zusammenhang natürlich auch der grosse Verlust der Medienvielfalt, welche durch die Konzentration auf einige wenige Medienhäuser weggefallen ist. Dadurch ist die natürliche Kontrolle in den letzten Jahren verschwunden. Hoffen wir einfach, dass diese grossen Medienhäuser nicht einem unserer politischen Despoten in die Hände fallen. Die Baslerinnen und Basler haben den Aufstand erfolgreich durchgezogen, hoffen wir, es war ein Lehrstück für alle Machtmänner mit solchen Gelüsten.

Übrigens: die Schweiz finden wir auf der genannten Rangliste auf Platz sechs hinter den Staaten Finnland, Island, Niederlande, Norwegen und Schweden. Wer weiss, vielleicht spornt diese Rangliste Verlegerinnen und Verleger der Schweiz an, nächstes Mal einen Podestplatz zu ergattern so wie der SCB und Davos nach dem Meistertitel greifen.