Kolumne vom Januar 2012

Liest man die Zeitungen und hört man die Gespräche an Stammtischen, im Zug oder irgendwo an einem Pausen- oder Mittagstisch, dreht sich die Welt im Moment um gut qualifizierte Männer, starke Frauen und ihre Haltung zu Macht, Geld und Moral. Immerhin hat Herr Hildebrand schnell gehandelt und die Konsequenz gezogen. Damit verliert die Nationalbank wohl einen sehr fähigen, hervorragend vernetzten Bankfachmann aber immerhin hat er bewiesen, dass er merkt wann er der Sache schadet. Herr Wulff wird wohl noch ein wenig üben bis er merkt was gut für sein Amt wäre. Sorgen macht mir vor allem die Tatsache, dass hoch intelligente Persönlichkeiten nicht mehr spüren was Moral und Anstand ist und andererseits gewisse Kreise ein grosses Interesse daran haben unsere Instanzen zu destabilisieren und zu schwächen. Aber das Problem wird wohl in nächster Zeit noch viel zu reden und zu schreiben geben.

Ehrlich gesagt wäre mir eine andere Pressemitteilung mindestens so wichtig und diskussionswürdiger wie der "Fall Hildebrand". Die Tatsache, dass im Kanton Bern rund 3000 Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren Sozialhilfe beziehen. Nicht nur die Zahl, sondern grundsätzlich die Tatsache, dass dem so ist finde ich mehr als bedenklich. Aus meiner Sicht hat das sehr wenig mit Sozial und Hilfe zu tun, wenn man im reichsten Land der Welt jungen Menschen Geld fürs tägliche Leben in die Hand drückt und das meine ich gar nicht zynisch. Sozial ist für mich, wenn die öffentliche Hand aber auch die gesamte Gesellschaft alles daran setzt, dass junge Menschen in unserer Gesellschaft eine Ausbildung oder eine Arbeit erhalten und damit ihr Leben selber verdienen können. Jugendliche unter 25 Jahren die Sozialhilfe beziehen, kommen nie aus dieser Spirale und bleiben im System hängen. Ein unsäglicher Kreislauf beginnt zu drehen und wir haben Familien, die über Generationen den Ausstieg nicht schaffen.

Sozialhilfe kann bei solchen Jugendlichen alles sei, nur kein Geld ohne Leistung. Da setzt die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) den Hebel am richtigen Ort an. Mehr, sehr viel mehr Geld für Stipendien und gleichzeitig weniger Geld für Sozialhilfe. Dieser Schritt muss auch im Kanton Bern trotz schlechter Finanzlage und unterschiedlicher Finanzierung dieser beiden Bereiche schnell umgesetzt werden. Immerhin hat der Kanton Bern mit der Einführung des CAS Management einen richtigen Schritt in diese Richtung getan. Schülerinnen und Schüler die während der Berufswahl keine Lösung finden, werden intensiver betreut und begleitet. Der nächste Schritt wäre aus meiner Sicht auch klar, spielen Jugendliche nicht mit oder verweigern mögliche Lösungen gibt es kein Geld. Selbstverständlich müssen solche Jugendliche weiterhin eng begleitet und betreut werden und selbstverständlich sollen sie immer die Möglichkeit haben, über Stipendien den Einstieg zu packen, aber ich bin einfach davon überzeugt, dass der Mensch auch dazu geschaffen ist, für seinen Lebensunterhalt etwas zu tun auch wenn es mühsam sein kann. Manchmal braucht es wohl eher etwas mehr Druck und Einsatz und etwas weniger Geld. Andererseits braucht es auch genügend Lehrstellen und Arbeitsplätze, gerade auch für schwächere und schwierigere junge Menschen.

Diese sicher nicht nur einfache Diskussion nach möglichen Modellen und Ideen sollte die Öffentlichkeit aus meiner Sicht sehr viel mehr interessieren und beschäftigen als die Familienstruktur des Ehepaars Hildebrand. Ich hoffe sehr, dass viele Kreise den Ball der SKOS aufnehmen und konstruktive, echt soziale Lösungen suchen.