Kolumne vom Oktober 2012
Ich bewundere unsere Regierungsrätinnen und Regierungsräte und zwar alle sieben. Damit sehen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dass es mir weniger um die parteipolitische Zusammensetzung sondern um die einzelnen Personen geht. Ich spreche dabei von Personen, die durchwegs gute bis sehr gute Ausbildungen aufweisen, eine sehr hohe Präsenzzeit haben und ständig in der Öffentlichkeit stehen. Wenn wir die Schlagzeilen und vor allem die Leserbriefe der letzten Zeit gelesen haben, kann ich mir ganz schlecht erklären, warum man sich unter diesen Voraussetzungen so etwas antut. Wegen des Lohnes? Schaut man sich die Ausbildungen der Personen an und versucht man eine neutrale Beurteilung ihres Arbeitseinsatzes, wohl kaum. Juristinnen und Betriebsökonome können den gleichen Lohn mit weniger Beleidigungen und weniger öffentlicher Präsenz erzielen.
Genau so unerklärlich ist mir, dass es im Kanton Bern Jahr für Jahr gelingt rund 120 neue Polizistinnen und Polizisten anzuwerben und auszubilden. Die Bevölkerung schreit nach mehr Kontrolle, mehr Präsenz und mehr Ruhe und Ordnung, aber bitte nicht bei mir. Was soll die ganze Diskussion über Tolleranzen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen? Ich behaupte, dass in der Schweiz jedes Auto einen Tacho hat. Wenn's blitzt, kann ich je nach Ort und Situation entscheiden ob ich mich über mich selber ärgere oder ob es einfach peinlich ist, an so einem Ort zu schnell zu fahren und zu bezahlen. Warum ist die Polizei Schuld, wenn ich mich nicht an die gesetzlichen Rahmenbedingungen halte?
Dies einfach zwei Beispiele, wie wir heute in diesem Land mit Autoritäten umgehen oder meinen umgehen zu müssen. Auf keinen Fall will ich jetzt in ein Plädoyer für die "gute alte Zeit" verfallen. Kritische Bürgerinnen und Bürger sind eine wichtige Voraussetzung, dass unsere Gesellschaft gut funktioniert. Ich wünsche mir einfach, dass alles mit mehr Respekt, Anstand und Vertrauen passiert. Ich glaube wirklich, dass wir in den allermeisten Fällen davon ausgehen können, dass die Leute einen guten Job machen wollen. Was denken Sie, hat eine Lehrkraft davon wenn sie beim Übertrittsverfahren in die Oberstufe zu ihrer Entscheidung steht und dieses dann auch durchzieht? Es wäre wohl viel einfacher und wohl auch gesundheitsschonender dem Drängen der Eltern nachzugeben. Geht es bei all diesen Fragen nicht letztendlich darum, ob ich meine Arbeit und meine Entscheide mit meinem Fachwissen und meinem Gewissen vereinbaren kann.
Es gibt ein altes Sprichwort: "Jedes Volk hat die Regierung die es verdient". Warum eine gut ausgebildete, intelligente Person ein Regierungsratsmandat anstrebt, ist mir noch nicht klar aber ich bin mir sicher, dass wir gut daran tun unseren Autoritäten, wo auch immer, mit Respekt und Anstand zu begegnen auch wenn wir eine andere politische Meinung haben.
Es wird in unserem Leben immer Autoritäten geben, die Entscheide fällen oder Kraft Ihres Amtes unser Tun beurteilen. Als Wählerinnen und Wähler haben wir alle vier Jahre die Möglichkeit unsere politische Führung zu wechseln, sind sie dann einmal gewählt, sollten wir ihnen dann aber auch den nötigen Anstand entgegenbringen.
Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich von Ihnen liebe Leserin, lieber Leser. Ich habe es sehr gerne gemacht, positive Reaktionen haben mich immer gefreut, negative mindestens beschäftigt. Mein herzlicher Dank gilt auch der Redaktion, die es erlaubt hat über 3 ½ Jahre regelmässig meine Meinung zu äussern. Es het gfägt!